Neuntöter (© Patrick Donini)

Vogel des Jahres 2020: Der Neuntöter

Schwarze Augenbinde, rostroter Rücken und rosa bis bräunlich getönter Bauch sind typische Kennzeichen des Neuntötermännchens. (Foto: Mathias Schäf)
Schwarze Augenbinde, rostroter Rücken und rosa bis bräunlich getönter Bauch sind typische Kennzeichen des Neuntötermännchens. (Foto: Mathias Schäf)

Der Neuntöter weilt zurzeit noch in Afrika, wo er das reichhaltige Angebot an Insekten in den Trockensavannen nutzt. Im Mai werden Männchen und Weibchen wieder ihre Brutreviere beziehen. Aber diese sind bei uns leider rar geworden.

Der Neuntöter war früher ein häufiger Brutvogel im Kulturland. Denn die traditionelle Landwirtschaft gestaltete eine Landschaft, die den Bedürfnissen dieses Vogels optimal entsprach. In den letzten 30 Jahren hat sich hingegen der Bestand an Brutpaaren in der Schweiz halbiert. Im Mittelland kommt er nur noch in wenigen Gebieten vor. Und auch im Jura und in den Voralpen verliert er immer mehr an Boden. Grund: Die intensive Landwirtschaft. Sie hat die Insekten, welche die hauptsächliche Nahrungsgrundlage des Neuntöters darstellen, ebenso dezimiert wie die Dornbüsche, die dem Vogel sichere Nistplätze bieten.

Birdlife Schweiz hat den Neuntöter zum Vogel des Jahres gekürt, weil er als Botschafter für eine vielfältige Kulturlandschaft wirken kann, welche die Lebensgrundlage einer ebenso vielfältigen Tierwelt darstellt: Extensive Wiesen und Böschungen, in denen Insekten gedeihen, dazu Hecken mit zahlreichen Dornensträuchern, in denen Nester gut geschützt sind. Die durch Meliorationen leergeräumte Landschaft braucht wieder grössere Naturinseln und Verbindungskorridore: Kerngebiete mit Hecken, Buschgruppen, extensiven Wiesen und Weiden, die durch kleinere analoge Strukturen miteinander verbunden sein. Dafür steht ein Begriff, dem fortan eine grosse Bedeutung zukommt: die ökologische Infrastruktur. Diese technische Wortprägung soll klarmachen, dass es für das Fortbestehen der Arten Räume und Verbindungswege braucht wie für den Menschen Gebäude und Strassen. In die Verkehrsinfrastruktur fliessen die Mittel reichlich. Mehr Einsatz muss die Allgemeinheit dringend auch für unsere Natur leisten. Die neue Birdlife-Kampagne 2020 bis 2024 widmet sich diesem Thema.

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