Plattbauch Libelle (Photo: Stefan Vogel)

Ein „Unkraut“, ein Stück Holz – fertig ist ein Biotop

Artenvielfalt im Siedlungsraum war der Titel einer Veranstaltung des Vereins Naturschutz Illnau-Effretikon, der an einem Samstagnachmittag etwa 20 Interessierte an die Sonne lockte. André Rey hatte in seiner Funktion als Beauftragter für ökologische Ausgleichsmassnahmen bei Bauprojekten in der Gemeinde vorgängig ein Inventar von besonders förderungswürdigen Tierarten erstellt und stellte einige davon vor.

Plattbauch Libelle (Photo: Stefan Vogel)
Plattbauch Libelle (Photo: Stefan Vogel)

Am Rückhaltebecken Grendelbach war bereits die erste Sichtung eher unerwartet: ein Männchen der Blauflügel-Prachtlibelle überwachte sein Territorium von einem Seggenhalm nahe der Wasseroberfläche aus. Diese Art liebt kaltes, klares und schnell fliessendes Wasser, was von der Qualität des Grendelbachs zeugt. Sechs weitere Libellenarten wurden auf dem Rundgang noch entdeckt, darunter die Winterlibelle, die einzige Art, die als ausgewachsenes Tier überwintert und dabei auch Frost aushält.

Natternkopf (Photo: Silvio Grauwiler)
Natternkopf (Photo: Silvio Grauwiler)

Besondere Aufmerksamkeit wurde den Wildbienen zuteil. Diese für Menschen völlig ungefährlichen Insekten können je nach Art hochspezifische Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, die dennoch in vielen Fällen mit wenig Aufwand zu erfüllen sind. Als Beispiel nannte Rey die Natternkopf-Mauerbiene. Sie braucht für ihren Nachwuchs zwingend den Natternkopf, eine leuchtend blau blühende Pflanze, die gern auf kiesigem Boden wächst, sowie ein Stück Totholz mit Löchern, in denen sie ihre Brutzellen anlegen kann. So simpel es auch klingt, findet die Biene diese beiden Elemente kaum mehr in einem Garten. Unkraut wird gejätet, abgestorbenes Holz entsorgt. In lediglich zwei Gärten in Illnau hat Rey diese Bedingungen gefunden – und die Bienen dazu.

Himmelblauer Bläuling (Photo: Silvio Grauwiler)
Himmelblauer Bläuling (Photo: Silvio Grauwiler)

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Himmelblauen Bläuling, einem kleinen Schmetterling, dessen Männchen dem Namen alle Ehre machen. Die Raupen leben hauptsächlich auf Hufeisenklee, auch eine Pflanze, die mageren, kiesigen Boden bevorzugt. Im besuchten Gebiet ist er noch anzutreffen, wie auch der schwarz-weisse Schachbrettfalter oder der Hauhechel-Bläuling.

Rey plädierte dafür, in den Gärten ein Stückchen wilde Natur zuzulassen oder anders gesagt, etwas mehr „Unkraut“ und Unordnung zu tolerieren, damit auch die unscheinbaren Lebewesen eine Lebensgrundlage haben. Gäbe es in jedem Garten ein kleines Biotop, so könnte ein reichhaltiges Naturnetz innerhalb des Siedlungsraums entstehen.

Die angetroffene Artenvielfalt ist auch Bestätigung der Arbeit einer Gruppe von Naturschützern um Röbi Graf, die sich schon seit Jahren in regelmässigen Arbeitseinsätzen um die Pflege des Rückhaltebeckens Grendelbach kümmert. Das Staunen und die Freude der Exkursions-Teilnehmer über die vorgestellten Kleinlebewesen durfte er durchaus als persönliche Belohnung ansehen.
Die Grendelbachgruppe trifft sich jeden ersten Montag im Monat um 18.00 Uhr. Auskunft Röbi Graf Tel. 052 343 82 36